德语助手
2025-02-12
Ich bin in einer protestantischen Familie aufgewachsen.
Die katholischen Heiligen kenne ich deshalb nur vom Hörensagen.
Zwei Heilige sind mir allerdings seit meiner Kindheit ein Begriff.
St Nikolaus, der den deutschen Kindern am 6. Dezember Nüsse und Mandarinen vor die Haustür stellt.
Und St Martin.
Das war der gute Mann, der in einer kalten Winternacht einem Bettler die Hälfte seines Mantels geschenkt hat
und noch in derselben Nacht einen Traum hatte, in dem Jesus ihn zu seiner Tat beglückwünschte.
Die Franzosen kennen ihn natürlich auch, St Martin de Tours.
Der im Jahr 372 zum Bischof der Stadt Thur geweiht und im Jahr 397 am 11. November in dieser Stadt begraben wurde.
Es hat mich immer schon gewundert, dass die Franzosen am 11. November den heiligen Martin nicht feiern, außer vielleicht im Elsass,
während sich die Deutschen vor Martinsritualen praktisch überschlagen.
Das Hauptereignis ist in Deutschland der Martinsumzug.
Dieser beginnt mit dem Laternenbasteln in den Kindergärten und Schulen.
Eine leere Camembert-Schachtel als Boden, schwarze Pappe, ein paar Blätter Transparentpapier,
etwas Draht, ein Holzstab, ein Teelicht oder ein Glühlämpchen und fertig ist die Martinslaterne.
Es gibt natürlich noch die runde Version, die mit Tapetenkleister und Transparentpapier um einen Luftballon herum gefertigt wird und die Laterne aus Eierkartons.
Die Fantasie der Kindergärtnerinnen kennt keine Grenzen.
Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen die Kinder dann singend mit ihren Laternen durch die Straßen.
Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne...
Das ist wohl der eingängigste Ohrwurm des Martinslieder-Repertoires.
Manchmal reitet gar ein Martinsdarsteller auf einem weißen Pferd voran und zerschneidet Jahr für Jahr live einen roten Mantel.
Oft endet der Zug bei einem riesigen Martinsfeuer und die Kinder bekommen Weckmänner und Martinshörnchen aus Hefeteich ausgeteilt.
Wenn sie dann noch fit sind, ziehen sie sängend von Haus zu Haus,
in der Hoffnung mit Süßigkeiten für ihren schönen Gesang belohnt zu werden.
Am Abend gibt es dann vielleicht noch eine leckere Martinsgans.
Im Mittelalter begann am 11. November das neue Wirtschaftsjahr.
D. h. die Bauern mussten den Zehnten- und den Pachtzins bezahlen.
Die Martinsgans wurde vermutlich deswegen verspeist, weil sie ein Zahlungsmittel der Bauern war.
Auch in Frankreich stellte dieser Tag das Ende des Bauernjahres dar.
Deswegen gibt es Mitte November in manchen französischen Städten heute noch sog. Foire St Martin, also Volksfeste und Messen, die diese Tradition fortführen.
In Deutschland gab es aber noch eine zusätzliche Bedeutung des Martinstages,
besser gesagt eine Umdeutung in protestantischen Gegenden,
da bei den Protestanten noch ein anderer Martin eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt.
Und zwar Martin Luther, Vater der evangelischen Kirche.
Dieser wurde am 11. November 1483 getauft.
Wie es damals üblich war, gab man ihm den Namen, der am Tag seiner Taufe im Heiligenkalender stand - St Martin.
Viele Martinsumzüge in protestantischen Gegenden beziehen sich heute auf Martin Luther, den Reformator,
und nicht auf Sankt Martin, den Heiligen.
In manchen Gegenden heißen sogar die Martinshörnchen Lutherbrötchen.
Vermutlich wurden in Frankreich die Feierlichkeiten und Bräuche zu Ehren von Martin du Tour von einem wichtigeren Ereignis verdrängt.
Die Franzosen gedenken an diesem Feiertag des Waffenstillstandes, der den Ersten Weltkrieg beendete.
沙发还没有被抢走,赶紧过来坐会吧