德语助手
2022-07-21
Das ist dein Leben.
Jeder Punkt ist eine Woche.
Stellen wir uns vor, du arbeitest 45 Jahre.
Eine normale Woche sieht dann grob überschlagen so aus.
Etwa 44 Prozent der Zeit gehen für deine Grundbedürfnisse drauf, Schlafen also oder Essen und Körperhygiene.
So viel bist du im Haushalt beschäftigt, beispielsweise mit Kochen und Putzen.
Und wenn du in Vollzeit arbeitest, sind das hier die Stunden, die du am Arbeitsplatz verbringst.
Und top kommt dann noch der Arbeitsweg.
Der ist im Schnitt so lang.
So, und jetzt bleibt inklusive Wochenende nur noch knapp 1/5 Leben übrig, das du frei gestalten kannst.
Mal mehr, mal weniger.
Bei den Grundbedürfnissen und im Haushalt lässt sich ja nur schwer mehr Lebenszeit rausholen.
Aber was ist mit der Arbeit?
Schaffen wir dank Digitalisierung mittlerweile nicht so viel Arbeit in kurzer Zeit, dass der Arbeitstag kürzer sein könnte bei gleichem Gehalt?
Also, was sagt die Wissenschaft dazu?
Sollten wir alle kürzer arbeiten?
Wir machen Tabula Rasa.
Kürzer arbeiten bei gleicher Kohle.
Klingt erstmal radikal, oder?
Beim Blick in die Geschichte wird aber klar, Arbeitszeitverkürzungen hat es schon oft gegeben, dazu später mehr.
Die große Frage ist, wäre jetzt vielleicht wieder eine dran?
Laut einer Studie arbeiten 50 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen mehr als sie gerne würden.
Und tatsächlich gibt es einige Argumente, die für eine kürzere Arbeitszeit sprechen.
Argument 1: Wir sind nicht 8 Stunden lang produktiv.
Hier noch eine Kaffeepause, da noch ein bisschen surfen.
Mal ehrlich, wer schweift während der Arbeitszeit nicht mal ab?
In der Forschung gibt es keine eindeutige Antwort darauf, wie lange wir wirklich produktiv sein können.
Aber es gibt Hinweise.
Zum Beispiel geht's nach 7 Stunden so schwer bergab mit der Leistung, dass unser Risiko bei der Arbeit, einen Unfall zu bauen, deutlich steigt.
In einer anderen Untersuchung zeigte sie schon bei mehr als 25 Stunden Arbeit pro Woche eine Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit.
2000 britische Büroangestellte haben in einer Befragung eingeräumt, dass sie sogar nur knapp 3 von 8 Stunden produktiv arbeiten.
Sie gaben an, den Großteil ihrer Arbeitszeit mit Social Media, privaten Telefonaten und Kaffee kochen zu vertrödeln.
Du bist auf jeden Fall den ganzen Tag beschäftigt, deshalb kann das gar nicht sein, was wir hier erzählen.
Vielleicht trifft auf dich dann folgendes Phänomen zu, dass dieser Mann hier als erster beschrieben hat.
Cyril Northcote Parkinson, ein britischer Soziologe, der stellte in den 50er am Beispiel von Behörden fest, dass Aufgaben an die verfügbare Arbeitszeit angepasst werden.
Oder mit anderen Worten, je mehr Zeit wir uns für eine Sache einräumen, desto länger brauchen wir auch dafür.
Wozu also noch in Vollzeit arbeiten?
Tja, fragt euch das mal Männer, denn die meisten Vollzeitstellen werden von euch besetzt.
Und damit kommen wir zur Argument Nummer 2: Mehr Gleichberechtigung.
Frauen haben gerade mal 1/3 aller Vollzeitarbeitsplätze inne.
Der Großteil von ihnen arbeitet also in Teilzeit.
Das heißt aber natürlich nicht, dass sie weniger ackern.
Statt der 40 Stunden Woche im Job leisten sie mehr im Haushalt, in der Betreuung von Kindern oder bei der Pflege von Angehörigen.
Und das alles ja unbezahlt.
Genau gesagt, sie bringen 2, 4 mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit auf als Männer und 1, 6 mal so viel Zeit für die Hausarbeit.
Was wäre aber, wenn es für beide Geschlechter eine kürzere Vollzeit gäbe, von z. B. 35 Stunden.
Das könnte dazu beitragen, Aufgaben gerechter zu verteilen.
So war es zumindest in einem Experiment in Island, das kürzere Arbeitszeiten bei vollem Gehalt in der Praxis untersucht hat.
Rund 2, 500 Menschen haben ihre Arbeitswoche auf 35 oder 36 Stunden verkürzt, wissenschaftlich begleitet.
Viele Teilnehmende berichteten, dass sich während des Versuchs die Aufgabenteilung im Haushalt tatsächlich änderte.
Männer übernahmen mehr Aufgaben als sonst.
Und viele Paare bekamen Familie und Berufen besser unter einen Hut.
Die Chancen stehen also gut, dass mit einer kürzeren Vollzeit Frauen mehr bezahlte Arbeit leisten können und Männer sich mehr im Haushalt und in der Kinderbetreuung einbringen.
Und damit sind wir schon bei Argument 3: Kürzere Arbeitszeiten sind gut für unsere Gesundheit.
Forschende stellten fest, dass der Stresspegel bei einer kürzeren Arbeitszeit niedriger ist.
Dadurch kann sich auch der Schlaf verbessern.
In einer Studie schliefen die Teilnehmenden rund 23 Minuten länger und fühlten sich auch ausgeruhter.
Das sind nicht die einzigen positiven Auswirkungen.
Menschen mit kürzeren Arbeitszeiten haben weniger Rückenschmerzen, weniger Herzbeschwerden und weniger Probleme mit dem Blutdruck.
Das könnte natürlich auch daran liegen, dass viele ihre zusätzliche Freizeit für mehr Sport nutzen.
Das belegen Studien.
Ein weiterer positiver Effekt, weniger Krankheitstage.
Beschäftigte mit kürzeren Arbeitstagen fehlen seltener.
Davon hat dann auch der Arbeitgeber was und nicht nur davon.
Argument 4: Kürzere Arbeitszeiten können die Effizienz sogar steigern.
Zurück zum Experiment in Island.
Die Studienteilnehmenden berichteten, dass sie in weniger Zeit gleich viel oder sogar mehr schaffen konnten, weil sie fokussiert aber der Sache waren.
Und sie sparten an anderer Stelle Zeit ein, mit kürzeren Kaffeepausen und zeitlich begrenzten Meetings.
Das ist ein wichtiger Punkt.
Wenn die Arbeitszeit verkürzt wird, sollten Arbeitsabläufe effizienter gemacht werden.
Einfach das gleiche Pensum in weniger Zeit erledigen funktioniert nicht, denn das sorgt für Stress und schon sind die Vorteile für die Gesundheit futsch.
Na, kein Thema, da muss man halt die Abläufe einfach anpassen, oder?
Tja, es hakt nicht nur dort.
Und das bringt uns zu den Punkten, die gegen eine Arbeitszeitverkürzung sprechen.
Contra Argument 1: Die Sache kann teuer werden.
Hat man in Göteborg gesehen, dort wurde in einem Seniorenheim zwei Jahre der 6-Stunden-Tag eingeführt, bei gleichem Lohn versteht sich und wissenschaftlich begleitet.
Das Ergebnis, Begeisterung.
Fokussierte Mitarbeiter, die sich gesünder fühlten, klingt gut?
Trotzdem wurden die kürzeren Schichten nicht beibehalten, denn es mussten mehr als ein Dutzend neue Mitarbeiter eingestellt werden.
Schließlich können in einem Seniorenheim nicht alle nach Hause düsen, nur weil sie ihr Tagespensum erledigt haben.
Es muss rund um die Uhr jemand für die Senioren da sein.
Heißt für Arbeitgeber, mehr Gehälter und mehr Sozialkosten.
Und das ist auch schon das Contra Argument 2: Arbeit ist nicht gleich Arbeit.
Gerade in Dienstleistungsberufen geht´s ja oft darum, dass immer jemand dann ansprechbar ist, also zum Beispiel in Jobs, wo es um zwischenmenschlichen Kontakt geht.
Da ist Kürzen ja nicht so einfach.
Dann wäre da ja noch die Gruppe der Selbstständigen.
Die haben erst einmal gar nichts von einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung.
Bei viele von ihnen ist nicht mal die übliche 40-Stunden-Woche angekommen.
Nun könnte man denken, ok, war eine schöne Idee, aber ist halt schwierig umzusetzen und kann in vielen Jobs eben keiner bezahlen
Aber: Arbeitszeitverkürzungen hat es ja schon öfter gegeben.
Erinnert ihr euch, wie konnte es also funktionieren?
Schauen wir uns das jetzt mal genauer an.
Dieser Graph zeigt die wöchentliche Arbeitszeit ab 1871 in Deutschland.
Er bezieht sich auf die Industrie, die ein bedeutender Arbeitsgeber war.
In dieser Zeit haben in den deutschen Fabriken noch ganze Familie gearbeitet.
Ihr Arbeitsalltag war überhaupt von ziemlich miesen Bedingungen geprägt und dagegen regte sich Widerstand.
Der Kaiser Wilhelm II wollte seine Position sichern und räumte den Arbeitnehmern mehr Rechte ein.
Ab 1891 mussten schulpflichtige Kinder daher nicht mehr ackern.
Für Jugendliche wurde der Arbeitstag auf 10 Stunden begrenzt, der von Frauen auf 11, aber Männer mussten noch 12 bis 14 Stunden an Tag dran.
Immerhin Arbeiter in der Industrie durften sich nun sonntags eine Pause gönnen.
Die 6-Tage-Woche wurde eingeführt.
Die Monarchie brach trotzdem zusammen.
Die Arbeitnehmer-Bewegung wurde indes immer stärker.
Und sie machten die Bahn frei für den 8-Stunden-Tag.
Er kam in den ersten Branchen 1918.
Entgegen einigen Befürchtungen hat die Produktivität darunter nicht gelitten, das lag vor allem daran, dass die Arbeit effektiver organisiert wurde.
Denn zuvor hatte es viele versteckte Pausen gegeben.
Ein Grund dafür war, dass die Maschinen oft stillstanden, weil die Energie noch nicht zuverlässig floss.
Nachdem die Arbeitszeitverkürzungen durchgesetzt wurden, wurden Abläufe dann neu organisiert und Maschinen und Arbeitskraft intensiver genutzt.
Dass Arbeitszeitverkürzungen funktionieren können, hatten manche Unternehmen schon vorher gezeigt.
Pioniere wie beispielsweise Henry Ford waren vorangegangen und kürzten die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter.
Bei Ford stieg dadurch die Produktivität sogar.
Seitdem hat sich viel getan.
Wir haben unsere Arbeit neu organisiert.
Wir schreiben E-Mails statt Briefe, haben bessere Maschinen, arbeiten mit Computern.
Und das ist ja noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Unsere Technik wird ja immer besser.
Also durch vermehrtes Home Office sparen wir uns jetzt die Zeit fürs Pendeln und mit digitalen Meetings einige Dienstreisen.
Das schreit doch nach einer Arbeitszeitverkürzung, oder, weil wir so effizient sind.
Tja, unsere Wirtschaftsleistung merkt von unserer Effizienz wenig.
Die Arbeitsproduktivität pro Erwerbstätigen ist über die letzten 20 Jahre trotz Digitalisierung nicht so sehr gestiegen, wie man es erwartet hätte.
Forscher rätseln noch, woran das liegen könnte.
Und sie haben dem Phänomen den Namen „Produktivitätsparadoxon“ gegeben.
Zur Ursache gibt es nur Vermutungen.
Beispielsweise die, dass es einfach noch eine reife Zeit braucht, bis wir durch den High-Tech-Kram wirklich deutlich mehr schaffen.
Oder die, dass viele Betriebe noch gar nicht so digitalisiert sind.
Trotzdem gibt es auch heute Unternehmen wie Ford, die ihre Arbeitszeit bereits kürzen und sagen, ihre Produktivität hätte nicht gelitten.
Warum machen es also eigentlich nicht alle Arbeitgeber so, wenn es doch positive Beispiele gibt damals schon und heute?
Unser Fazit: Ob er die pro- oder contra Argumente überwiegen, hängt häufig von der Art des Jobs ab.
In Jobs, in denen die Angestellten eh nicht 8 Stunden lang bei der Sache sind, wären kürzere Arbeitszeiten also sinnvoll.
Doch nicht in allen Berufen zählt die bloße Effizienz, sondern es geht auch häufig um Anwesenheit.
Hier bräuchte man zusätzliches Personal und das kann teuer werden.
Das Argument wiegt schwer.
Gleichzeitig spricht ganz unabhängig von der Art des Jobs einiges für Arbeitszeitverkürzungen.
Studien zeigen, dass sie die Gleichberechtigung voranbringen könnten und bei richtiger Umsetzung viele positive Einflüsse auf unsere Gesundheit haben.
Wichtige Punkte, die alle Arbeitnehmer innen betreffen.
Sollten wir also jetzt alle kürzer arbeiten?
Das ist eine Frage, die wir tatsächlich nur als Gesellschaft beantworten und entscheiden können.
Denn der Blick in die Geschichte hat gezeigt, Arbeitszeitverkürzungen sind eine Herausforderung, die immer mehrere Seiten brauchte.
Unternehmer innen, die vorangehen, Arbeitnehmer innen, die dafür eintreten.
Und die Politik, die einen Rahmen steckt.
Was denkt ihr, sollten wir alle kürzer arbeiten?
Kann das klappen?
Schreibt gerne hier in die Kommentare und abonniert unseren Kanal.
Und wir empfehlen euch noch diese beiden Tabula Rase folgen.
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