德语助手
2022-07-22
Abschied nehmen.
Von Menschen, die man liebt.
Dass es auch mich und meine Engsten eines Tages treffen wird, weiß ich.
Doch über das Sterben reden, mich darauf vorbereiten - wie geht das?
Das möchte ich in diesem Film herausfinden.
Das ist das Hospiz Advena in Leipzig.
Hier betreuen Pflegekräfte die Bewohner*innen rund um die Uhr, um ihnen ein würdevolles Sterben zu ermöglichen.
Eine der Pflegekräfte ist Simone.
Mit ihr bin ich verabredet.
Ich stelle mir deinen Beruf sehr schwer vor.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist jede Person, die hier reinkommt, eine Person, die hier eigentlich nicht wieder rausgeht.
Wie gehst du damit um?
Im Grunde genommen braucht man nur immer wieder bewusst über die Dinge sprechen und den Dingen einen Namen geben.
Und dann ist es relativ einfach, dass der Tod zum Leben dazugehört.
Und ich habe von Geburt bis zu meinem Lebensende, hab ich die Möglichkeit, mein Leben zu füllen.
Und das kann kein anderer, das kann nur ich.
Jedes Mal, wenn hier ein Mensch stirbt, was passiert dann mit dir?
Wie gehst du damit um?
Also mir helfen die Rituale, die wir hier haben bei einem verstorbenen Menschen.
Eines unserer Rituale: Dass wir hier so einen schönen Holzblock vor dem Zimmer platzieren, mit ein bisschen Blumenschmuck und einem Kerzenlicht dazu.
Ganz genau, und das ist auch schon so ein Ritual, was ich dann in meiner Arbeit auch ganz bewusst mache, was für mich noch nicht zum Alltag übergegangen ist.
Weil es wirklich auch was mit Wertschätzung gegenüber dem Verstorbenen zu tun hat.
Und es hilft mir dann auch bei meiner Arbeit, bewusst auch Abschied zu nehmen.
Im Durchschnitt kostet ein stationärer Hospizplatz pro Tag 270 Euro.
Die Kosten werden zu 95 Prozent von den Krankenkassen getragen.
Für den Rest kommt die jeweilige Einrichtung auf.
Die Bewohner*innen zahlen also nichts.
Hallo, ich bringe Besuch mit.
Und mit einem von ihnen darf ich sogar sprechen.
Schön.
Dann dürfen Sie kurz Platz nehmen.
Herr von der Aa, Ihr Kaffee.
Schön.
Vielen Dank.
Ist es okay, dass die Alma Sie besucht?
Aber gerne.
Hunde sind immer eine Freude.
Oh, schön.
Hallo. - Fein machst du das.
Tut das Ihnen gut, wenn der Hund dabei ist?
Oh, ja. Ja?
Das glaube ich Ihnen.
Wie lange sind Sie schon hier in diesem Hospiz?
14 Tage. - 14 Tage.
Es ist hier dem Menschen angepasster.
Ja, und sagen Sie, wenn Sie jetzt so zurückblicken auf Ihr Leben, würden Sie sagen, dass Sie zufrieden sind?
Ja, das kann ich sagen.
Das denke ich schon.
Oder haben Sie das Gefühl, dass Sie das schon akzeptieren konnten?
In gewisser Weise schon, ja.
Es ist zwar nicht leicht, aber die Vernunft sagt mir eigentlich: "Das musst du akzeptieren."
Anders geht es ja nicht.
Und da hilft kein langes Lamentieren oder keine theatralischen Sachen.
Insgesamt gesehen gehe ich doch als zufriedener Mann von der Erde.
Mensch, da weine ich gleich mit Ihnen mit.
Das möbelt mich wieder ein bisschen auf.
Das ...
Ich habe großen Respekt vor Simone, die tagtäglich mit sterbenden Menschen arbeitet.
Insgesamt arbeiten 120.000 Menschen deutschlandweit im Hospizdienst, 80.000 davon sind Ehrenamtliche.
Viele von ihnen arbeiten nicht stationär, sondern im ambulanten Dienst.
Das heißt: Sie besuchen die Sterbenden zu Hause oder im vertrauten Umfeld.
Eine der Ehrenamtlichen ist Ivonne.
Du bist im Ehrenamt tätig.
Ja, so ist es.
Was genau machst du?
Ich bin Ehrenamtliche im Hospizdienst bei der Caritas Leipzig und begleite dort Kranke, Sterbende ...
Ja, das klingt nicht so schön.
Ja ... auf ihrem letzten Lebensweg, der für alle nicht allein ablaufen muss.
Ivonnes Hauptberuf hat wenig mit Menschen zu tun.
Sie arbeitet in einem Stellwerk der Deutschen Bahn.
Umso mehr will ich wissen, was sie zu diesem Ehrenamt bewegt hat.
Ich war selber schon sehr schwer erkrankt und habe mich ganz oft mit Geschichten beschäftigt, dass Menschen am Lebensende nicht alleine sein müssen.
Ob leidend oder nicht, sie müssen einfach nicht alleine sein.
Wie hat denn deine Arbeit mit Menschen, die an ihrem Lebensende stehen, deinen Blick auf den Tod oder das Sterben verändert?
Ja, sie hat eine Sichtweise bei mir geöffnet.
Wir haben ja immer Fortbildungen und da ist selbst bei mir was aufgebrochen.
Ich habe selber im privaten Bereich mit dem Tod eines Angehörigen noch nicht richtig abschließen können.
Und in dieser Fortbildung hat es mir die Augen geöffnet und ich bin einfach einen Schritt weitergekommen.
Für mich ist diese Vorstellung ziemlich intensiv, Menschen zu begleiten am Ende ihres Lebens.
Ich hab Berührungsängste mit dem Thema Sterben und Tod und habe Angst, Menschen zu verlieren.
Wie kann man denn damit umgehen?
Wer hat keine Angst vorm Sterben?
Die Angst hat sicher jeder.
Natürlich, ich möchte auch in meinem Umfeld niemanden verlieren.
Und deswegen sind wir in der Lage, in dieser Caritas wirklich anzubieten, Leute, die Angst haben, zu begleiten.
Wie steht es denn um Frau Bernstein, die wir gleich zusammen besuchen werden?
Und was erwartet mich und vor allem auch: Spricht sie offen über das Thema Sterben?
Oder ist das eher was, was nicht so thematisiert wird?
Wo sie aus dem Krankenhaus gekommen ist, war sie sehr, sehr schwer erkrankt.
Und ihre Hoffnung war ...
Also, sie hat selber gemerkt, Weihnachten wird's wahrscheinlich nicht mehr für sie geben.
Und in dieser Begleitung tun wir sie natürlich unterstützen und sagen:
"Du hast es bis hierhin geschafft, warum schaffst du es einfach nicht noch einen Tag weiter, noch eine Woche weiter?
Und das Ziel Weihnachten ist doch ein großartiges Ziel."
Und sie hat sich so gut erholt und das Ziel ist natürlich Weihnachten.
Und ihr geht's jetzt auch wieder relativ gut.
Hallo. - Hallo.
Guten Tag!
Na, hallo, Frau Bernstein.
Ich bringe das Fernsehen mit.
Wie geht es Ihnen heute?
Danke, mir geht's sehr gut.
Das Schlechte lasse ich weg.
Wie geht das?
Wie lässt man das Schlechte weg?
Ich denke nicht an was Schlechtes, dass mir was wehtut oder irgendwie.
Ja.
Was soll's? Bringt sowieso nichts.
Was machen Sie denn so mit der Begleitung, die hier regelmäßig herkommt?
Na ja, wir unterhalten uns.
Mehr oder weniger biete ich was an, das wollen sie alle nicht, kein Kaffee trinken.
Ich sage: "Dann trinken wir einen Schnaps."
Da sagen Sie: "Nee, da haben wir das Auto draußen."
Sie trinken noch einen Schnaps, ja?
Ich trinke noch einen Schnaps.
Den brauch ich abends zur Verdauung.
Ach so.
Oder zum Schlafen.
Die Ärzte sagen immer alle: "Trinken Sie Ihren Schnaps, trinken Sie Ihr Bier oder wie auch immer."
Was soll's denn?
Ja.
Ich muss ja irgendwann sterben, ob ich das trinke oder nicht trinke.
Sie haben gerade das Thema Sterben einfach so salopp angesprochen.
Ist es denn für Sie einfach, darüber zu reden?
Ja.
Ich habe keine Freundinnen mehr, die sind alle weggestorben.
Mit 86 Jahren, was wollen Sie denn da noch?
Ich habe mir jeden Wunsch erfüllt, den ich mir vorgestellt habe.
Hab jedes Jahr meine Flugreise gemacht, jedes Jahr meine Busreise.
Also, Sie waren eine richtige Abenteurerin, wie ich das verstehe.
Ja, ich hab jeden Scheiß mitgemacht.
Wie man so sagt, bisschen grob ausgedrückt jetzt hier.
Find ich gut.
Gefällt mir.
Haben Sie Angst vorm Sterben?
Oder ist das eher ein anderes Gefühl?
Na ja, ein bisschen Angst hat man schon.
Ich möchte nicht lange liegen und gepflegt werden und so.
Muss man alles nehmen, wie es kommt.
Da mache ich mir keine großen Gedanken.
Meine Beerdigung ist fertig.
Haben Sie denn schon Musik rausgesucht und solche Sachen oder wie kann ich mir das vorstellen?
"Über den Wolken ist das ..." Wie war der Satz?
Wird die Freiheit ...
"... die Freiheit grenzenlos sein", das wär mal mein Lied hier.
Ich freue mich, dass ich diese kleine Reise zum Thema Sterben machen durfte.
Es hat mir auf jeden Fall einiges an Angst genommen.
Ich bin traurig darüber, dass es nicht diesen einen Schlüssel gibt, der die Trauer heilt.
Ich dachte, vielleicht finde ich den.
Aber ich hatte es schon geahnt: Es wird nicht so einfach sein.
Trotzdem freue ich mich, dass ich zwei Menschen kennenlernen durfte, die mir auch verschiedene Blickweise auf das eigene Sterben gegeben haben.
Ich bin total dankbar darüber, dass es diesen Hospizdienst gibt.
Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass es so schön ist, wie wir das erleben durften.
Und auch, was das betrifft, bin ich ein bisschen beruhigter, was das Alter angeht.
Wenn ihr ein weiteres Video von WISO sehen wollt, könnt ihr hier klicken.
Mein Kollege Aimen hat sich damit auseinandergesetzt, ob Opfer von häuslicher Gewalt in Deutschland genug geschützt werden.
Und ein weiteres Video aus dem ZDF-Kosmos findet ihr hier.
Da haben sich meine Kolleginnen von ZDF-heute mit dem Thema TikTok auseinandergesetzt.
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