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2021-07-01
Willkommen im Venedig dieses Mannes. Darf ich vorstellen: Sie dachten jetzt kommt Tizian, richtig? Nun, seien Sie nicht enttäuscht, das Gemälde stammt tatsächlich von Tizian, es zeigt nur keinen Künstler.
Alvise dalla Scala brauchte keinen Pinsel, um das Venedig der Renaissance mitzugestalten. Alvise dalla Scala war Farbenhändler. Tizian und die Renaissance in Venedig. So heißt unsere Geschichte.
Sie spielt hier. Oder besser gesagt hier: im Venedig des 16 Jahrhunderts, dem Cinquecento. Mit von der Partie sind: ein berühmter Künstler, ein Schriftsteller, der für Farben nicht viel übrig hat.
Und viele Künstler, die eigentlich zu Unrecht, nicht so berühmt sind, wie der berühmte Künstler. Tauchen wir ein in die Stadt an der Lagune. Venedig ist damals das Zentrum des europäischen Farbenhandels.
Anderswo kaufen Künstler ihre Farbpigmente noch in der Apotheke. Hier hat sich der eigenständige Beruf des Farbenhändlers etabliert. Die Maler der Renaissance in Venedig haben einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Kollegen andernorts.
Sie können in ihrer Stadt selbst die besten Pigmente aus aller Welt erwerben. Und Tizian setzt seinem Farbenhändler Alvise della Scala sogar ein Denkmal in Gestalt eines Bildnisses, was sie hier hinter mir sehen. Ihre erstklassigen Pigmente mischen die Venezianer zu leuchtenden Farben.
Und sie wissen auch damit umzugehen. Ich sitze jetzt hier vor einem Werk, was das besonders schön verdeutlicht. Hier sieht man diesen wilden Farbauftrag, der also mit allen Pinselspuren sichtbar gelassen wird, bei dem man richtig sieht, wie dieses Bild gemacht ist.
Und wenn wir schon über Farbe reden: da sind wir auch ganz schnell beim Thema Licht und die venezianischen Maler sind ja große Meister in der Darstellung von Lichtspiegelungen. Venedig war ein Zentrum der Renaissance, aber sind wir ehrlich, als ihre Hauptstadt gilt damals wie heute Florenz.
In diesem Raum zeigen wir den Austausch zwischen beiden Zentren und zwar am Beispiel des männlichen Aktes. Den Männerakt beherrschte der Florentiner Michelangelo wie kein Zweiter, das ging auch an Venedigs Künstlern nicht spurlos vorbei.
Es geht die Legende, dass an der Wand der Werkstatt Tintorettos der Spruch gestanden habe: Der Disegno, also die Zeichnung Michelangelos und die Farbe Tizians.
Farbe oder wie der Italiener sagt: finden wir in der venezianischen Kunst überall. In den Porträts feiner Damen. Und in der Landschaftsmalerei. Einer Gattung, die die Venezianer quasi nebenbei erfunden haben.
Erfunden ist vielleicht etwas übertrieben, es gibt auch vorher schon Hintergrundlandschaften, aber sie gewinnen an Gewicht im Verhältnis zu den Figuren, das kann man hier in diesem bild auch schön ablesen. Dieses Bild ist im Prinzip eine Landschaft, in die Figuren reingesetzt sind. Giorgo Vasari ist der große Chronist der italienischen Renaissance.
Er schreibt Künstlerbiografien und zwar aus Florentiner Perspektive. Die Künstler aus Venedig kommen bei ihm nicht so gut weg. Über Tizian sagt er: Es habe ihm an Disegno gemangelt, also an der rechten Kunst des Zeichnens.
Vasari bedient damit ein damals weit verbreitetes Klischee: Disegno auf der einen Seite, dafür steht Florenz und die Kunst des Colore oder Colorito, also der Farbgebung auf der anderen Seite, und dafür steht Venedig. In Echt war das natürlich nicht so einfach.
Wie wir hier sehen, konnte Tizian sehr wohl zeichnen. Das werden spätere Generationen sagen über die Kunst von Tizian, Giovanni Bellini, Jacopo Bassano, Sebastiano Piombo, Lorenzo Lotto, Palmail Vecchio, Jacopo Tintoretto und Paolo Veronese.
Die venezianische Renaissance hatte enormen Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Kunstgeschichte über Jahrhunderte hinweg. Die venezianische Renaissance hat man eben sehr kontinuierlich hindurch geschätzt, gesammelt und eben auch künstlerisch rezipiert.
Und hier endet unsere Geschichte. Sie ist, nicht zuletzt dank Farbenhändlern wie ihm, eines der wichtigsten Kapitel der europäischen Kunst.
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