德语助手
2017-06-03
Döner, Schnitzel, Currywurst - Wir Deutschen lieben Fleisch auf unserem Teller.
Die meisten von uns gerne mehrmals täglich.
Längst ist aus dem Sonntagsbraten ein Alltagsessen geworden: Wir essen doppelt so viel Fleisch wie noch vor 100 Jahren.
Das sind im Laufe deines Lebens: 4 Rinder, 4 Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner.
Damit liegen wir auf Platz 3 im weltweiten Vergleich.
Wir verbrauchen mehr als 10 Mal so viel Fleisch wie eine Person in Mosambik.
Und 27 Mal so viel wie jemand in Indien.
Und falls du glaubst, diese Mengen an Fleisch bekommt man durch Tierhaltung wie diese… .
müssen wir dich leider enttäuschen.
Konventionellen Mastanlagen sind Fabriken, die mit dem natürlichen Lebensraum der Tiere nichts mehr zu tun haben.
Die Lebensbedingungen sind für die Tiere unwürdig und für uns, wenn man es genauer betrachtet, ganz und gar nicht lecker.
Aber nicht nur die Tiere zahlen einen hohen Preis für das billige Fleisch.
Unser Appetit hat auch große Auswirkungen auf die Umwelt und auf unsere Mitmenschen, teilweise ganz am „anderen" Ende der der ganzen Welt: Nehmen wir z. B. diese Steaks.
Die Herstellung verbraucht viel Wasser: 1 kg Rindfleisch = ca. 15.000l Wasser Zum Vergleich: Das ist fast 10 Mal so viel wie für ein Kilo Brot: 1 kg Brot = 1.300l Wasser.
Ziemliche Verschwendung, bedenkt man: Weltweit haben 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Und wir gießen damit Futterpflanzen, tränken Kühe und putzen Ställe!
Auch das Abwasser ist ein Problem: In Gülle sind Nitrate und die sickern in den Boden und ins Grundwasser.
Wo man viele Tiere hält, entsteht viel Gülle.
Tatsächlich so viel, dass das Grundwasser dort häufig die Nitratgrenzwerte überschreitet.
Fun fact! : Die Hauptquelle für Trinkwasser in Deutschland ist… na?
Genau!
Grundwasser. (3/4 unseres Trinkwassers beziehen wir aus Grundwasser. ) Auch der Dünger von den Futterfeldern gelangt ins Wasser.
Davon sinkt der Sauerstoffgehalt oft so stark, dass hier Tiere nicht mehr leben können.
So wie an der Mündung des Mississippi: Eine Todeszone von 20.000km.
Bleiben wir mal beim Futter.
Damit die Tiere die wir essen wollen, schnell wachsen, kriegen sie Kraftfutter, meist Soja aus Lateinamerika von riesigen Farmen.
Dafür wird Regenwald abgeholzt; einer der artenreichsten Lebensräume der Erde.
Jedes Jahr verschwinden Thüringen und Schleswig-Holstein in Brasilien.
Nein, nicht die Bundesländer selbst – aber eine Fläche Regenwald so groß wie sie.
Nun wachsen dort Monokulturen so weit das Auge reicht.
Pestizide und Dünger sorgen dafür, dass alles toll wächst.
Aber schnell ist dadurch der Boden überlastet und ausgenutzt.
Und dann müssen neue Felder her.
Und mehr Pestizide und mehr Dünger.
Das ist schlecht für die Umwelt und für die Menschen, die dort leben und arbeiten.
A propos: Viele, die hier eigentlich leben, werden vertrieben um den Feldern Platz zu machen.
Auch ihre Arbeit müssen die meisten Kleinbauern aufgeben.
Mit den Preisen der Megafarmen können sie nicht mithalten.
Stattdessen arbeiten sie nun dort.
Schlecht geschützt gegen die Chemikalien und für sehr wenig Geld.
Der Sojaexport ist ein trügerischer Segen für Entwicklungsländer: Der Profit wandert in die Taschen weniger sehr reicher Farmer.
Im Land selbst bleibt fast nichts und die Armen macht er ärmer Nochmal zurück zu unseren Steaks: Sie verursachen jede Menge Treibhausgase.
Du weißt schon: Klimawandel und so.
In diesem Fall sind das so viele Emissionen wie eine Autofahrt von Hannover nach Potsdam!
(Die Herstellung von 1kg Rindfleisch verursacht 13.00g CO2-Äquivalente, das entspricht den Emissionen bei einer Autofahrt von 250km).
Mit Schweine- oder Hühnerfleisch kommt man übrigens nicht ganz so weit.
(Für Geflügel liegen die Emissionen bei 3.500g CO2-Äquivalenten pro kg.
) Wie entstehen die Emissionen?
Da sind natürlich die berühmten pupsenden Kühe und Schafe (Mikrobielle Verdauung bei Wiederkäuern: 24,4%).
Etwa ein Drittel fällt bei der Brandrodung für Futterplantagen und Weiden an (Abholzung, Desertifizierung 35,2%).
CO2 wird frei und die Wälder fehlen in Zukunft als Emissions-Speicher.
Ein weiteres Drittel verursacht der Dünger fürs Futter (Herstellung und Verwendung künstlicher und organischer Düngemittel 33,2%).
Weltweit pustet die Nutztierhaltung mehr Klimagase in die Atmosphäre als alle Autos, Laster, Flugzeuge und Schiffe der Welt ZUSAMMEN!
(Anteil an KlimagasEmissionen Sektor Viehwirtschaft 18%, Sektor Transport 14%) Auf der Erde leben fast 1 Milliarde Menschen in Hunger und der hohe Fleischkonsum in Ländern wie Deutschland ist Teil des Problems. Fleischproduktion braucht nämlich viel Platz.
Nicht unbedingt die Tiere selber, aber der Anbau des Futters.
Weltweit wächst auf einem Drittel der Felder Tierfutter.
Fläche, die für den Anbau von Nahrung für Menschen fehlt.
Ganz konkret: Hier ein Hektar Fläche.
Wenn man darauf Fleisch erzeugt, reicht es für dich und mich (2 Personen); baut man Gemüse an, für eine Familie (5 Personen); und von einem Hektar Kartoffeln wird eine ganze Fußballmannschaft satt - inklusive Trainern und Ärzten (17 Personen).
Während die Bevölkerung weiter wächst, wird der Platz für unser Essen immer knapper.
So entpuppt sich unser billiges, flächenintensives Fleisch als unfairer Luxus, denn mit unserem Ernährungsstil bekommen wir nicht mal aktuell alle Menschen satt.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Hähnchenfleisch: In Deutschland stellen wir es in Massentierhaltung her und mit finanzieller Hilfe der EU. Doch wir essen am liebsten nur Hähnchenbrust, der Rest verkauft sich bei uns schlecht.
Also frieren wir ihn in ein und verschiffen ihn z. B. nach Ghana.
Die Bauern hier züchten auch Hühner, aber im kleinen Stil und ohne vergleichbare Geldhilfen wie in der EU. So ist das deutsche Fleisch viel billiger, als die Hähnchen aus Ghana selbst.
Obwohl es so weit gereist ist!
Unser billiges Fleisch zerstört die Märkte in Westafrika und verhindert, dass Menschen dort von Viehzucht leben können.
Wie du siehst: Unser Fleischappetit hat schwere Folgen auf der ganzen Welt.
Heißt das etwa, wir sollen jetzt ganz aufs Fleisch verzichten? ?
Nicht unbedingt.
Es gibt sozusagen eine gute Nachricht und eine … naja, nicht ganz so gute: 4 Die gute Nachricht: Fleischproduktion muss nicht so schädlich sein!
Wie gesagt, die meisten Schwierigkeiten verursacht das Sojafutter.
Das muss nicht sein, denn Kühe, Ziegen und Schafe fressen eigentlich von Natur aus?
Na?
Richtig: GRAS!
Fressen diese Tiere auf der Weide, wie es früher gemacht wurde, fallen viele Belastungen weg.
Natürlich nur, wenn die Weiden keine Nahrungsmittelfelder, Menschen oder Wälder verdrängen.
Viele Biobauern greifen diese Idee auf.
Sie achten darauf, die natürlicher Kreisläufe einzuhalten: Z. B. bauen sie das Futter meist selber an und düngen es mit dem Mist ihrer Tiere.
Sie dürfen nur so viele Tiere halten, wie die Umwelt verträgt.
Das ist zwar immer noch nicht so idyllische wie das hier, aber schon mal eine Verbesserung.
Also, wenn schon Fleisch, dann besseres!
Und nun die nicht so gute Nachricht: Diese Methoden sind zwar besser, aber auch weniger ertragreich.
Im Klartext: Das Fleisch ist teurer und es gibt weniger davon.
Und damit sind wir bei dem Punkt, vor dem du dich insgeheim den ganzen Film über schon fürchtest.
Achtung, jetzt kommt's: WIR MÜSSEN WENIGER FLEISCH ESSEN!
Da kommen du und ich nicht drumrum.
Das kann nicht gesund sein?
Keine Angst.
Auch mit Gemüse und Co. bekommst du von allen Nährstoffen genug – auch Eiweiß, für die Sportlichen unter uns!
Aber lecker ist das nicht?
Vegetarisch ist mehr als Tofuwurst!
Daher: Wenn schon Fleisch, dann weniger!
Klar, Gewohnheiten zu ändern ist unbequem, aber es gibt viele tolle Möglichkeiten, einen Anfang zu machen: Bei den Halbzeitvegetariern z. B. tun sich 2 Personen zusammen und halbieren ihren Fleischverzehr – nach dem Prinzip: Zwei halbe Vegetarier sind zusammen ein ganzer!
Also, was du und ich täglich essen verursacht Umweltzerstörung und Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt.
Soll das so weitergehen?
DIE ANTWORT LIEGT AUF DEINEM TELLER!
2017/6/4 21:31:12